Elternfluesterer ™ Est. 2006
»Sprachprobleme Tod Trauer »Missbrauch vorbeugen
Tod im Bekanntenkreis oder in der Verwandtschaft – wie erklären wir Tod und Trauer unserem Kind?
↓Erklären Sie Leben und Sterben!
↓Sprechen Sie über Ihre Trauer!
↓Trauersituationen erleben!
↓Ehrliche Antworten auf Kinderfragen !
↓Beten Sie mit Ihrem Kind!
Erklären Sie dem Kind die unterschiedlichen Lebensphasen des Menschen von der Geburt bis zum Tod. Dazu eignen sich entsprechende, kindgerechte Sachbücher. Im Kindergarten und in Bibliotheken gibt man Ihnen gern Empfehlungen. Auch mit Hilfe von Fotoalben der Familie und Gesprächen über das unterschiedliche Alter von Familienangehörigen lässt sich die Entwicklung eines Menschen verfolgen:
"Sieh mal, so sahst du aus, als du gerade geboren warst. Ich war auch mal ein kleines Baby. ... Bis man so etwa sechzehn Jahre alt ist, wächst man. Dann nicht mehr. Ja, Papa ist etwas dicker geworden. ... Wenn man so alt ist, braucht man nicht mehr zur Arbeit zu gehen. Dann werden die Haare grau und ganz weiß.
Ja bei Oma sieht man das nicht, die hat sich die Haare gefärbt. Alte Menschen sind oft ganz schwach. Manche sind dann wieder so hilflos wie ein kleines Baby und müssen gefüttert werden. Ja, manche sind auch stark und gesund, bis sie ganz alt sind, so wie die Urgroßoma. ... Viel älter wird man nicht. Dann geht jedes Leben zuende; jeder Mensch stirbt."
"... Ja, auch mein Leben geht einmal zuende; aber wir haben ja noch sehr, sehr viel Zeit miteinander."
"... Ja, auch du wirst groß werden, erwachsen, alt und dann, irgendwann einmal wirst auch du sterben. Jedes Lebewesen stirbt irgendwann; dafür kann es aber auch viel erleben, kann sich freuen und traurig sein, kann glücklich sein und jemanden lieb haben – so wie wir uns lieb haben. Was gar nicht lebt, stirbt auch nicht, wie ein Stein z. B., dafür kann er aber auch nichts erleben."
"... Nein, der liebe Gott kann nichts dagegen tun. Er hat keinem Menschen ein Leben ohne Krankheit, ohne Traurigkeit, ohne Abschied oder ohne Tod versprochen. Aber er hat versprochen immer da zu sein und uns immer lieb zu haben."
Wir empfehlen dieses Buch. Es ist nicht speziell für Kinder geschrieben - auch Erwachsenen spendet es heilenden Trost. Es ist kein Bilderbuch, sondern ein kleines Buch mit Texten - mit Geschichten und Gedichten, in denen der Ewig Kleine Prinz sowie die Alte Weise Frau abwechselnd trauernden Menschen begegnen. Um über Fragen zum Thema Tod mit Kindern zu sprechen und zur Bewältigung der Trauer lesen Sie das Büchlein erst selbst - dann mit dem Kind jeweils nur eine Geschichte und das dazu passende Gedicht - und sprechen Sie darüber. So finden auch Kinder Antworten auf die Fragen nach Trauer, Tod und was nach diesem Leben sein wird.
Erklären Sie alles, was Ihr Kind wissen möchte, ehrlich, natürlich und möglichst sachlich – wobei Sie durchaus auch über Ihre Gefühle in Bezug auf Tod und den Verlust von Menschen sprechen. Ermutigen Sie auch andere Menschen (Großeltern, gute Bekannte), mit Ihrem Kind natürlich über eigene Erfahrungen von Verlust und Trauer zu sprechen:
"Als sie starb, hab’ ganz viel geweint. Ich war so sehr traurig, dass ich nichts mehr essen mochte; und ich konnte gar nichts mehr tun. Ich saß ein paar Tage nur da und konnte nichts richtig tun. Manche Menschen haben versucht mir zu helfen; aber egal was die Menschen auch Liebes sagten, es half nicht.
Es war schön, dass einige ganz still bei mir waren und mich gedrückt haben. ... Ganz langsam ist es gegangen, dass ich wieder an etwas anderes denken konnte. Ja, ich denke auch heute noch oft an sie. Aber es tut nicht mehr so sehr weh im Herzen und mir wird nicht mehr so schwindelig vor Trauer wie damals. Ich werde sie nie vergessen."
Nehmen Sie Ihr Kind mit, wenn Sie Gräber verstorbener Menschen aus Ihrem Verwandten- bzw. Bekanntenkreis besuchen. In jeder Stadt sind Friedhöfe; gehen oder fahren Sie nicht immer nur daran vorbei; ein Kind sollte wissen, wozu dieser Fleck Erde da ist. Erkunden Sie einen Friedhof gemeinsam in Ruhe. Schauen Sie sich Gräber auf dem Friedhof an und sprechen Sie über die unterschiedliche Gestaltung und die verschiedenen Formen und Aufschriften der Grabsteine:
"Ja, auf den meisten Gräbern ist ein Kreuz. Das bedeutet: Gott breitet seine Arme aus und nimmt den toten Menschen bei sich auf; sieh, wie zwei ausgebreitete Arme sind diese Balken des Kreuzes; so als wenn Gott ruft: Komm du in meine Arme. Ja, es gibt auch andere Steine auf den Gräbern; ich denke, auch die anderen Formen sollen ausdrücken, dass der Gestorbene nicht vergessen wird und dass man ihn lieb hat."
Schließen Sie Ihr Kind nicht aus, wenn Sie Kondolenzbesuche machen; besonders dann nicht, wenn es eine Beziehung zu dem verstorbenen Menschen hatte:
"Ich gehe nach dem Essen zur Nachbarin und sage ihr, wie Leid es mir tut, dass ihr Mann gestorben ist, und auch ganz traurig bin. Magst du mitgehen, du kanntest ihn doch auch sehr gut. Wir brauchen ja nicht viel zu sagen, nur damit sie sieht, dass wir an ihn und sie denken und sie nicht ganz allein ist."
Besuchen Sie mit Ihrem Kind eine Beerdigung, bei der Sie und es nicht so sehr persönlich betroffen sind – wenn z.B. ein Nachbar oder entfernter Verwandter stirbt:
"Herr Markwart ist gestorben. Seine Frau ist nun ganz allein. Sie war mit ihm verheiratet, seit sie eine junge Frau war. Nun ist sie sehr traurig. Da wollen wir sie nicht allein lassen. Wir gehen auch zu der Beerdigung und zeigen ihr damit, dass wir an sie und ihren Mann denken. Magst du mitkommen?"
Stirbt ein geliebter Mensch, so sprechen Sie es auch dem Kind gegenüber offen aus. Sagen Sie nicht etwa, „Vielleicht kommt sie ja wieder, sie ist auf einer sehr langen Reise.“
"Sie ist gestorben; sie wird nicht wieder kommen; ja, es wird nicht mehr sein wie früher."
Ein Kind hat gerade dann, wenn es mit dem Verlust eines Menschen konfrontiert wird, viele Fragen. Antworten Sie ehrlich:
"... Ich weiß nicht, was man noch hätte tun können. Wir Menschen sind eben oft sehr hilflos. Viele haben versucht zu helfen. Auch die Ärzte haben alles getan, was sie konnten. Und viele haben für sie gebetet. Wir können keine Antwort auf die Frage nach dem "Warum" geben."
"... Ja, wir haben nun so viele Fragen, die mit "warum" beginnen! Wir können uns diese Fragen stellen; aber ich glaube, wir finden keine Antwort. Auf manche Fragen finden wir Menschen einfach keine Antwort."
"... Ich weiß nicht, warum der „Liebe Gott“ nichts getan hat. Ich weiß auch nicht, ob er das könnte und warum er uns so viel Schmerz zumutet. Ich weiß nur, dass er den Menschen, die so verzweifelt sind wie wir, versprochen hat, immer bei ihnen zu sein. Er ist jetzt sicherlich still bei uns und bei ihr."
"... Wo ist sie nun? Ich glaube, dass alles Leben von Gott kommt und wieder zu Gott zurück geht. Ich bin sicher, sie hat bei Gott nun eine neue, ewige Heimat. Auch wenn ich mir das nicht genau vorstellen kann. Aber ich vermisse sie so sehr."
Beten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind. Sie können kaum etwas Besseres für Ihr Kind tun; Kinder brauchen Gebete und sie tun ihnen gut. Es erfährt so, dass auch Sie selbst und Sie mit dem Kind nicht allein sind. Das Kind ist überfordert mit Ihrem Schmerz und es möchte Sie mit seinem Schmerz nicht zu sehr belasten; durch ein Gebet erfährt es, dass da noch ein Ansprechpartner ist, der die Last mitträgt. Sagen Sie Gott Ihren Schmerz, Ihre Fragen, Ihre Verzweiflung, Ihre Klagen und Anklagen gemeinsam mit dem Kind:
"Großer Gott, wir verstehen es nicht. Wir sind so verzweifelt. Warum lässt du uns so allein? Warum ist er von uns weggerissen worden? Wir wissen nicht, wie wir jemals wieder glücklich werden sollen ohne ihn. Wir brauchen ihn so sehr. Wir werden ihn nie vergessen. Sei du bei ihm und bei uns. Amen!"
© Dieser Artikel erschien erstmals im Buch "Kleiner Schatz, ich sag dir was", Frank Maibaum, J. F. Steinkopf Verlag, Kiel 2003. Alle Rechte beim Autor.
Mehr Themen:
Glückliches Kind
Krieg-Terror-Gewalt
Kind hat Alpträume